Stratus setzt nachhaltige Akzente auf der IMMO25 in Zürich

«Kreislaufwirtschaft: Ein Leitbild für die Baupraxis?» lautete der provokant gewählte Titel unserer erstklassig besetzten Panel-Diskussion. Auf Einladung von Stratus füllte diese am ersten Konferenztag den grossen Saal auf der IMMO25 in Zürich. Kundig moderiert von Friederike Pfromm, Präsidentin des Vereins Ecobau und Expertin Bauentwicklung bei Basler & Hofmann, gab die Runde einen Einblick in Stand und Anwendung der Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft.

(V.l.n.r.: Friederike Pfromm, Verein Ecobau (Moderation), Daniela Jorio (UBS), Elisabeth Ager (Win-casa), Andrea Wieland (Baugenossenschaft für neuzeitliches Wohnen), Bianca Brici-Spaar (Stratus), Nicola Blum (Berner Fachhochschule)

Nun ist die Kreislaufwirtschaft kein brandneues Konzept. Aber in der Bau- und Immobilienwirtschaft ist sie noch lange nicht etabliert. Zudem ist offen, ob, wann und in welcher Form auch hier sie ihren Platz erobern wird. Oder sollte?

Hört man sich auf der IMMO25 um - immerhin die wahrscheinlich wichtigste Zusammenkunft der Schweizer Bau und Immobilienbranche - mag man darüber noch nicht sehr zuversichtlich sein. Das betrifft nachhaltige Praktiken im Allgemeinen. Beispiel: Gegen Umnutzungen von Büros zu Wohnungen (nachvollziehbar, oder?) spricht offenbar viel: längere Planung, höhere Kosten, Normen. Einfacher geht also neu. Kurz, die Rendite steht weiter im Vordergrund.

Ganz unbeeindruckt ist die Branche dennoch nicht. Dass Nachhaltigkeit nach vorne drängt, zeigt die Vielzahl der Ausstellerangebote, die ähnlich wie Stratus, dazu etwas anzubieten haben. (Das Stratus-Nachhaltigkeitsfeature hilft Eigentümern nicht nur ihren Gebäudebestand auf Netto-Null-Kurs bringen, sondern sorgt auch dafür, dass auch wirtschaftlich gelingen kann.)

Kreislaufwirtschaft braucht gute Daten und Kenntnis des Bestands

Das Stratus-Panel «Kreislaufwirtschaft» markierte einen Höhepunkt im vielfältigen Konferenzprogramm der IMMO25. Denn es machte deutlich, wie engagiert Akteurinnen und Akteuren die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bereits heute testen – und dadurch zum Fortschritt beitragen.

Als Mitgründerin der «Charta kreislauforientiertes Bauen» sieht sich die UBS Fund Management in der Verantwortung. Andrea Jorio sieht in kreislaufwirtschaftlichen Praktiken eine Antwort auf die Ressourcenknappheit, auch wenn nicht jedes Bauteil dafür geeignet ist. Umso wichtiger sei die Kenntnis des Bestands.

Eine Sicht, die auch Andrea Wieland unterstützt. Eine gute datenbasierte Bestandsaufnahme sei als wichtiger erster Schritt die Grundvoraussetzung jedes erfolgreichen Projektes.

Wincasa seinerseits stellt seinen Kunden solche Daten bereit. Das berichtet Elisabeth Ager. Der führende integrale Immobiliendienstleister der Schweiz mit einem breiten Dienstleistungsportfolio entlang des gesamten Lebenszyklus von Immobilien hat dafür Stratus im Einsatz.

Eine Stärke des kreislaufwirtschaftlichen Konzeptes sei, dass es das Denken in Varianten stärke. Doch diese müssen gerechnet werden und dafür seien eben Daten eine wichtige Grundlage. «Hier besteht eine grosse Lücke», sagt Bianca Brici. Zwar verfüge nicht nur Stratus über Nachhaltigkeitslösungen. Aber viele Softwareanbieter fokussieren noch stark auf den Aspekt der Betriebsenergie. Das reiche bei weitem nicht. Die Kunden wollten wissen, welche Varianten möglich sind, um informierte Entscheidungen zu treffen.

Re-Use-Ansatz mit ersten Erfolgsbeispielen

Re-Use, also die Wiederverwendung von einzelnen Bauteilen oder Einbauten sei im Moment kein grosses Thema, sagt Elisabeth Anger. Normen und Nutzeranforderungen stünden dem im Weg. Dennoch seien kreislaufwirtschaftlich angeregte Ansätze sinnvoll, denn sie könnten ökonomischen Mehrwert schaffen und den Marktwert steigern, etwa durch längere Lebenszyklen.

Hingegen gibt es auch konkrete Re-Use-Erfolgsbeispiele, von denen gelernt werden kann. So eines sei die Siedlung Hobelwerk in Basel. Eines der Häuser hat den Schweizer Architekturpreis als «bester Neubau» 2024 gewonnen. Ganz praktisch habe dabei die Verfügbarkeit der von «Bauteiljägern» beschafften Bauteile die Planung beeinflusst. Das war neu. Dabei galt und gilt: «Es darf nicht mehr kosten», wie Andrea Wieland aus der Praxis berichtet.

Geschäftsmodelle rücken in den Fokus der Wissenschaft

Die Forschung reagiert auf den veränderten Bedarf. So werden nicht mehr nur technische und materialwissenschaftliche Themen erforscht. Die Wissenschaft wendet sich zunehmend der Frage der Wirtschaftlichkeit und der Untersuchung von Geschäftsmodellen zu, sagt Nicola Blum.

Ob standardisierte Bauteilkataloge, wie die Environmental Product Declarations (EPDs), welche Umweltproduktdeklarationen mit standardisierten Datensätzen zu verwendeten Baustoffen und Produkten bereitstellen, hier der Weisheit letzter Schluss seien, sei offen. «Aber es sind Standards», sagt Bianca Brici, und Standards seien «grundsätzlich hilfreich».

Klar, gebe es Studien aus der Forschung, welche Bauteile sich besonders gut für Re-Use eignen und wirtschaftlich spannend sind für Sanierungsprojekte im Bestand, motiviert Nicola Blum, auch über die Landesgrenzen hinwegzuschauen. Ein Problem sei nämlich, dass die Bauweise noch nicht modular und dadurch nicht konsequent auf das «Kreislaufen» ausgerichtet sei. Leuchtturmprojekte aus Holland haben nachgewiesen, dass es wirtschaftlich sein kann, Gebäude für 25 Jahre zu errichten und danach komplett zu zerlegen, um die Bauteile anders und neu zu nutzen. Dafür müssen sie aber von Beginn an so angelegt sein.

Einen bedenkenwerten Aspekt bringt als genossenschaftliche Vertreterin Andrea Wieland ein. Der Ersatzneubau, bis heute das Mass der Dinge, beseitige nicht nur alte Gebäude und verursache vermeidbare graue Emissionen. Er zerstöre auch die Bestandsmieten - und berührt damit die soziale Dimension der Nachhaltigkeit.

Kreislaufwirtschaftliche Ansätze sind eine wichtige Inspirationsquelle

Das Fazit der Diskussion: Als Leitbild für die Baupraxis kann die Kreislaufwirtschaft durchaus dienen. Vielleicht nicht ganz in der Form, wie sie es in anderen Branchen mitunter tut. Wohl aber, indem sie zirkulär inspirierte Aspekte auf ihre Praxistauglichkeit erprobt und sie damit für Nutzer, Bauherren und Investoren verfügbar macht.

Was es dazu braucht? Eine gute Datenbasis, kollaborative Prozesse, Freude an Innovation und den Mut, den Anfang zu machen, so liest sich abschliessend der «Wunschzettel» der Expertinnen.

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