"Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind zwei Seiten derselben Medaille" - nachgefragt bei Anna-Lena Burren

Ob und vor allem wie sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit vereinbaren lassen, treibt immer mehr institutionelle Immobilieneigentümer und Immobilienverantwortliche bei Unternehmen und öffentlicher Hand um. Die Nase vorn hat, wer versteht, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zwei Seiten derselben Medaille sind, sagt Anna-Lena Burren, Nachhaltigkeits-Expertin bei Stratus. Wir haben die Spezialistin gefragt, was Liegenschaftsbesitzer heute tun können, um sich keine "stranded assets" ins Portfolio zu holen.

Stratus: Anna-Lena Burren, warum ist es für Immobilieneigentümer wichtig, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen?

Anna-Lena Burren: Die Immobilienbranche ist einer der grössten Energieverbraucher und Emittenten von Treibhausgasen. Gut 40 Prozent des Energieverbrauchs gehen in der Schweiz auf das Konto von Liegenschaften. Daher tragen Immobilieneigentümer eine bedeutende gesellschaftliche Verantwortung. Aber auch aus eigenem wirtschaftlichem Interesse ist man gut beraten, das Thema Nachhaltigkeit jetzt anzugehen. Die Anforderungen an Immobilienbesitzer steigen kontinuierlich, sei es durch strengere gesetzliche Vorgaben, steigende Erwartungen von Mietern oder den Druck durch ökologische und ökonomische Faktoren. Der nachhaltige Umbau von Immobilien ist nicht nur eine Massnahme zur Risikominimierung. Er ist eine Wertsicherungsmassnahme. Nachhaltig entwickelte Gebäude sind energieeffizienter und verursachen geringere Betriebskosten, was ihre Attraktivität auf dem Markt erhöht. Nicht-nachhaltige Immobilien werden an Wert verlieren, bis sie wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind. Die Fachleute sprechen dann von «stranded assets».

 

Ist es möglich, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren, und wie unterstützt Stratus dabei?

Nachhaltigkeit sollte als eine Investition betrachtet werden. Zwar kann der Initialaufwand hoch sein, jedoch amortisieren sich diese Investitionen eher schnell. Ein Beispiel dafür ist der Austausch einer alten Ölheizungsanlage durch eine moderne Wärmepumpe. Diese Investition kann sich Berechnungen zufolge schon nach neun Jahren amortisieren. Danach entfallen die Ausgaben für Brennstoff und auch die Wartungsaufwände sind kleiner, was über die Zeit ganz erhebliche Kosteneinsparungen bedeutet. Fördermittel bieten zusätzliche finanzielle Anreize, die die Anfangsinvestitionen in nachhaltige Technologien reduzieren können. Stratus ist in der Lage, den wirtschaftlich optimalen Zeitpunkt für Investitionen in Nachhaltigkeit zu bestimmen und die besten Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und Reduktion von CO2-Emissionen zu identifizieren. Mit diesen Informationen können Eigentümer den nachhaltigen Umbau renditeoptimiert, also strategisch, umsetzen.

 

Der erste Schritt ist oft der schwerste. Was raten Sie Immobilieneigentümern, die ihr Portfolio nachhaltig weiterentwickeln möchten?

Eine detaillierte Bewertung des aktuellen Zustands der Gebäude ist unerlässlich, um die richtigen Massnahmen zu identifizieren und zu priorisieren. Das heisst, der erste Schritt zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung eines Immobilienportfolios besteht in einer umfassenden Situationsanalyse aus baulicher und energetischer Perspektive. Stratus ist hierfür ein genial einfaches Tool. Basierend auf wenigen, aber relevanten Informationen, kann Stratus die Energieeffizienz, CO2-Emissionen und die allgemeine Umweltperformance der Gebäude zu bewerten und einen CO2-Absenkpfad berechnen. Dabei wird aus baulicher und energetischer Perspektive angezeigt, wann die energierelevanten Bauteile, also Fenster, Hülle, Dach - ersetzt werden müssen, um die Emissionen klima- und renditeoptimiert in Richtung Netto-Null zu bringen.

 

Welche Massnahmen können Eigentümer von Bestandsimmobilien ergreifen, um z.B. CO2-Emissionen effektiv zu reduzieren oder die Biodiversität zu erhöhen? Worauf sollte bei Neubauprojekten geachtet werden?

Für Bestandsimmobilien gibt es eine Vielzahl von Massnahmen, um CO2-Emissionen zu reduzieren und die Nachhaltigkeit zu erhöhen. In der Wärmeerzeugung ist der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen ein zentraler Schritt. Die Modernisierung der Heizungsanlage durch die Installation von Wärmepumpen verspricht Einsparungen. Verbesserte Dämmmassnahmen reduzieren den Energieverbrauch. Photovoltaikanlagen hilft den Energiemix nachhaltiger zu gestalten und unabhängiger von den fossilen Energieträgern zu werden. Aber auch Umnutzung statt Abriss und Neubau sind wirkungsvolle Ansatzpunkte. Bestehende Gebäude sollten, wenn möglich, umgenutzt und modernisiert werden, anstatt sie abzureissen und neu zu bauen. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern auch so genannten Grauen Emissionen, also CO2-Emissionen, die durch Abriss und Neubau entstehen würden. Bei Neubauprojekten könnten nachhaltige Materialien wie Holz und Lehm in Betracht gezogen werden und von Anfang an auf die Biodiversität geachtet werden.

 

Welche Kosten sind mit solchen Massnahmen verbunden und wie können die damit verbundenen Nachhaltigkeitsziele wirtschaftlich erreicht werden?

Auf den Zeitpunkt kommt es an. Eigentümer, die nicht frühzeitig auf Nachhaltigkeit umstellen, könnten sich schon bald hohen politischen und wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt sehen. Die gesetzlichen Vorgaben werden immer strenger. Daher ist es besser, frühzeitig auf nachhaltige Praktiken umzustellen. Der rechtzeitige Umbau hilft zukünftige, vielleicht sogar höhere Kosten zu vermeiden und gleichzeitig von aktuellen Fördermitteln und finanziellen Anreizen zu profitieren. Wir unterstützen Eigentümer dabei, die wirtschaftlich optimalen Zeitpunkte für Investitionen in Nachhaltigkeit zu identifizieren. Basierend auf Datenanalysen und Simulationen zeigt unsere Stratus-Methode diejenigen Massnahmen, die den grössten ökologischen und ökonomischen Vorteil beinhalten.

 

Welche Partnerschaften pflegen Sie bzw. welche Zertifizierungen unterstützen Sie, um nachhaltige Lösungen im Immobilienbereich zu fördern?

Partnerschaften spielen eine grosse Rolle für uns, weil wir unseren Kunden dadurch in bestimmten Feldern zusätzliche Services bieten können. Jüngstes Beispiel ist die Kooperation mit nateco AG, einem Schweizer Unternehmen, welches Immobilieneigentümer mit Dienstleistungen in der Biodiversität und beim Aufbau von ökologischen Infrastrukturen unterstützt. Mit denen arbeiten wir im Moment an dem Konzept eines "Biodiversitäts-Aufbaupfades", ganz ähnlich wie der CO2-Absenkpfad, der bei Stratus bereits verfügbar ist. Zudem unterstützen wir unsere Kunden bei dem Erwerb der relevanten Zertifizierungen Minergie, GEAK und SNBS. Für Gemeinden gilt: Wenn die Energiebuchhaltung mit Stratus durchgeführt wird, kann sie das Energiestadtlabel erwerben.

 

Welche neuen Funktionen und Updates sind in Zukunft für Stratus geplant und warum sind diese wichtig?

Stratus ist eine Softwarelösung, die fast 25 Jahren erfolgreich am Markt ist. Zwei Drittel der Kantone und grössten Schweizer Städte sowie zahlreiche Gemeinden setzen beim strategischen Management ihres Immobilienbestandes auf Stratus. Zu unseren Kunden gehören darüber hinaus Immobiliengesellschaften, Baugenossenschaften, Industrie- und Pharmaunternehmen sowie Spitäler, um nur einige zu nennen. Derzeit werden allein in der Schweiz mehr als 40.000 Objekte mit Stratus verwaltet und täglich werden es mehr. Die zugrundeliegende Methode wurde von Basler & Hofmann entwickelt und reicht noch ein paar Jahre weiter zurück. Damit verfügen wir über viel Erfahrung in der Beurteilung von Immobilien. Als innovationsgetriebenes Unternehmen haben wir den Ehrgeiz, unsere Kunden immer zu den aktuellen Themen unterstützen können. In Bezug auf Nachhaltigkeit heisst das, dass Stratus neuerdings auch Scope 3-Informationen zur Verfügung stellt und mit PV-Screening und Graue Emissionen-Screening, weitere hochaktuelle Themen bearbeitet werden können. Zusätzlich unterstützen wir unsere Kunden bei den Themen Energieoptimierung und Nachhaltigkeitsstrategie. Durch die Kombination einer etablierten Software mit dem Expertenwissen eines führenden Bauingenieurs- und Beratungsunternehmen profitieren unsere Kunden sehr.

 

Anna-Lena Burren tritt am 20. August 2024 von 10 bis 11 Uhr am smino-Webinar zum Thema «Profit und Umwelt im Einklang» auf.

Stratus, die Software für das strategische Immobilien-Portfolio-Management von Basler & Hofmann, unterstützt Immobilien-Portfolio-Verantwortliche beim baulichen Werterhalt, bei der Finanzplanung und bei der Erreichung ambitionierter Nachhaltigkeitsziele für ihre Liegenschaftsportfolios. Jetzt Demo anfragen!

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