Vorausgedacht – Wie Wetzikon die kommunale Infrastruktur zukunftsfähig umbaut

Das Management der öffentlichen Infrastruktur ist vielschichtig und anspruchsvoll, denn an ihrer Erhaltung sind zahlreiche Stellen beteiligt. Die Koordination der unterschiedlichen Interessen im Untergrund gelingt schon im „Normalbetrieb“ nicht immer. Wenn jetzt noch neue Herausforderungen hinzukommen, wie der Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes, wird es richtig kompliziert. Wie die Stadt Wetzikon im Zürcher Oberland sich dieser Aufgabe gestellt hat, zeigt das vorliegende Fallbeispiel. Bei der Lösung konnte Stratus, die Software für das Infrastrukturmanagement von Basler & Hofmann, seine Stärken voll ausspielen.

Angestossen durch den bevorstehenden Fernwärmeausbau hat die Stadt Wetzikon im Sommer 2023 unter Einsatz von "Stratus Infra" den Zustand von Strassen und von der Gas-, Wasser- und Abwasserinfrastruktur normgerecht erfassen und bewerten lassen. Mit den Daten wurde ein aktueller Investitionsplan erarbeitet, der die Stadt wirksam dabei unterstützt, die periodischen Erhaltungsmassnahmen mit dem grossen Infrastrukturprojekt zu koordinieren und dadurch unnötige Mehrfacheingriffe zu ersparen und Kosten zu vermeiden.

 

Die Stadt Wetzikon ist die grösste politische Gemeinde im Bezirk Hinwil. Die Stadt zählt gut 26.000 Einwohner und ist damit die sechstgrösste Stadt im Kanton. Im Jahr 2023 hat sie sich mit Unterstützung von Basler & Hofmann ihren bisherigen Fahrplan bzw. den Strassenzustand, den Investitionsbedarf sowie notwendige Bau- und Erhaltungsmassnahmen für die nächsten 10 Jahre verifizieren lassen. Diese regelmässigen Instandhaltungs- und Instandsetzungsaufgaben fallen periodisch an und lassen sich zuverlässig prognostizieren, wenn, wie bei Stratus der Fall, die Alterungskurve der einzelnen Objekte in Anbetracht ihrer Nutzung bzw. Belastung bekannt ist.

 

Impulsgeber Fernwärme: Neue Leitungen in jeder zweiten Strasse

Strassenzustandserhebungen sollten alle acht bis zehn Jahre durchgeführt werden. In Wetzikon wurde der Zustand zuletzt in den Jahren 2009 und 2013 erhoben und war daher nicht mehr aktuell. Ein zusätzlicher Impuls für die neuerliche Erfassung kam von aussen. Die Bevölkerung hat im Sommer 2023 für die Erschliessung der Fernwärme gestimmt. Der Wärmeverbund Wetzikon, der mit Abwärme der Kehrichtverwertungsanlage Zürcher Oberland (KEZO) und Energie aus gereinigtem Abwasser der ARA Wetzikon betrieben wird, soll bis 2031 bis zu 50 Prozent der Gebäude in Wetzikon mit regionaler Wärme versorgen. Die Fernwärmeinfrastruktur muss erstellt werden. In gut 30 von insgesamt 60 Kilometern öffentlicher Strassen wird künftig eine Fernwärmeleitung mit je zwei Rohren von 200 Millimetern Durchmesser liegen.

Die Planung des Fernwärmeleitungsausbaus schreitet zügig voran. Der grundlegende Ausbau soll bis 2031 abgeschlossen sein und danach die Verdichtung des Fernwärmenetzes erfolgen. Die ersten Anschlüsse sind ab Herbst 2025 vorgesehen. «Wir wollten verstehen, wo in den nächsten zehn Jahren gebaut werden muss, um diese Massnahmen mit dem Fernwärmeausbau synergienutzend koordinieren zu können. Deswegen haben wir uns entschlossen, unabhängige Expertise von Basler & Hofmann beizuziehen», sagt Dario Erismann, Leiter der Abteilung Tiefbau in Wetzikon.

 

Je präziser die Zustandserfassung, desto besser die Koordination

Das Stratus-Projekt umfasste drei Schritte. Zunächst erfolgte die Zustandserhebung nach der Schweizer Norm VSS 60 925B. Dann wurden nach der SIA-Norm 469 die Instandsetzungs- und die Instandhaltungsmassnahmen erhoben. In einem dritten Schritt wurde nach der Stratus-Methodik der Investitionsbedarf für die nächsten zehn Jahre ermittelt. Dafür übernahm Stratus mit Wasser, Abwasser und Gas weitere Medien aus dem Geographischen Informationssystem (GIS) Wetzikons. Das hat den Vorteil, dass nicht nur Strassen, sondern alle Gewerke nach derselben Systematik bewertet und visualisiert werden und so die anschliessende Investitionsplanung aus einem Guss entsteht. Alle Daten wurde georeferenziert erfasst. Die Erfassung erfolgte sehr granular in Abschnitten bis hinunter auf 20 Meter, wodurch in Zukunft eine räumlich sehr präzise Projektierung der notwendigen Eingriffe in die Strassen möglich wird.

 

Auch die laufende Ortsplanungsrevision stellt den Planern Aufgaben

Zurzeit läuft der Prozess zur Ortsplanungsrevision der Stadt Wetzikon unter anderem mit dem Ziel, die Stadt klimagerecht weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung anzupassen. So ist es in der Vision «Wetzikon 2040» niedergelegt. Dies muss heute schon berücksichtigt werden, etwa wenn dabei Begrünungsmassnahmen wie etwa ein Alleenkonzept beschlossen wird. Denn über einer Fernwärmeleitung können keine Bäume mehr gepflanzt werden. Wenn also mit der Verlegung der Fernwärme keine Vorentscheidung für die künftige Gestaltung geschaffen werden soll, müssen derartige Pläne heute schon mitbedacht werden.

«Wir wollen alles im Blick haben, um möglichst wenig eingreifen zu müssen und dabei die Kosten im Griff behalten. Das geht nur, wenn wir uns bei Planung und Finanzierung der Projekte gut abstimmen», beschreibt Dario Erismann eine Anforderung an seine Arbeit. Dabei helfe es, wenn die zugrundeliegende Datenbasis durch neutrale Expertise überprüft und bestätigt worden sei.

Loris Detti, Leiter Stratus Infrastruktur bei Basler & Hofmann, der gemeinsam mit Erismann an dem Projekt gearbeitet hat, kann das bestätigen. «Wir sehen in den Kommunen hochgradig vernetzte Aufgabenstellungen, die am besten über einen ressortübergreifenden, interdisziplinären Ansatz gelöst werden», sagt der Experte. In Wetzikon komme dabei positiv zum Tragen, dass Erismann regelmässige Koordinationssitzungen mit allen relevanten Playern abhält.

 

Kommende Erhaltungsmassnahmen werden vorausschauend geplant

Im Ergebnis konnten rund 100 Einzelprojekte definiert und auf einer Zeitachse von 10 Jahren verteilt werden. Dieser Investitionsplan zeigt nicht nur den Sanierungsbedarf für das Strassen-, Wasser- und Gasnetz bis 2034. Er veranschaulicht auch, wie die Massnahmen miteinander verknüpft sind. So können die Verantwortlichen neue Herausforderungen wie den Fernwärmeausbau vorausschauend berücksichtigen. «Dieser Plan gibt uns die Möglichkeit, einzelne Projekte in gewissen Grenzen vorzuziehen oder zurückzustellen», betont Dario Erismann. Wetzikon verfüge somit über eine valide Grundlage, die absehbaren Bauvorhaben der nächsten zehn Jahre bestmöglich zu koordinieren.

 


 

Dario Erismann leitet seit Januar 2019 den Bereich Tiefbau / Strassenwesen und seit März 2024 die Abteilung Tiefbau der Stadt Wetzikon.

 

Loris Detti hat die Stadt Wetzikon bei dem Projekt unterstützt. Der Leiter Infrastruktur Stratus bei Basler & Hofmann begleitet Fachpersonen und politische Entscheidungsinstanzen beim kommunalen Infrastrukturmanagement.

 

Klicken Sie hier, um den Stratus Case als PDF herunterzuladen.

 

«Stratus Infra» ist strategisches Planungswerkzeug, mit dem sämtliche Massnahmen an der öffentlichen Infrastruktur vorausschauend geplant werden können. Die von Basler & Hofmann entwickelte Software liefert fundierte Entscheidungsgrundlagen für das Erhaltungsmanagement, die Investitions- und die Finanzplanung. Sie deckt die Anwendungsbereiche Strasse, Abwasser, Wasser, Gas, Fernwärme und Kunstbauten ab. Jetzt kostenlos Live-Demo vereinbaren!

 

 

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